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Wenn Serien ein neues Zuhause finden

Serien wechsele dich - so könnte ein Märchen heißen, das im Jahr 2007 in Unterföhring angesiedelt ist. Dort hat die ProSiebenSat.1 Media AG ihren Hauptsitz und machte in den vergangenen Monaten vor allem dadurch Schlagzeilen, dass US-Serien munter ihre Heimat verloren.

Es war einmal die Bruckheimer-Produktion «Without a Trace», die am Freitagabend bei kabel eins sehr gute Zuschauerzahlen holte. Deswegen war es auf den ersten Blick sinnvoll, die Krimi-Serien beim großen Schwestersender Sat.1 eine Chance zu geben. Das misslang - wohl auch, weil der Sendeplatz nicht ganz glücklich gewählt war.

Ebenfalls von kabel eins weg musste «Cold Case» (Foto) - diese US-Produktion konnte ihre Reichweiten bei ProSieben - und sogar bei kabel eins - in der Tat steigern. Hier war der Plan also aufgegangen. Auch am Beispiel von «Numb3rs» (ehemals ProSieben) sieht man, dass die Programmplaner nicht immer falsch lagen. Die Mathematik-Krimi-Serie holte am Donnerstag bei Sat.1 Quoten auf Senderschnitt und darf sich ab Ende Januar 2008 sogar am schwierigen Sonntagabend versuchen.

Doch damit noch nicht genug gewechselt: Der Sat.1-Flop «Alles Betty!» wird bei den Berlinern nicht mehr im Programm auftauchen, vielmehr wird sich wohl ProSieben die US-Serie annehmen. Derzeit prüfe man die Folgen der zweiten Staffel, verriet Jürgen Hörner, Leiter internationale Serie von ProSieben, kürzlich im Quotenmeter.de-Interview. Von ProSieben zu Sat.1 wanderte vor wenigen Wochen «Will & Grace» - der Münchener Sender ließ die Fans seit einer gefühlten Ewigkeit auf die finale Staffel warten. Im Nachtprogramm von Sat.1 sollen nun alle Episoden der Sitcom zu sehen sein - einschließlich der Erstausstrahlungen der letzten Staffel.



Den letzten Wechsel von München nach Berlin machte dann «Nip/Tuck» durch - die etwas andere Arzt-Serie kam bei ProSieben nie auf überzeugende Quoten, dennoch wollte der Sender eigentlich an der Serie festhalten und die dritte Staffel im Sommer 2008 zeigen. Nun kommen Fans der US-Produktion bereits ab Januar 2008 in den Genuss der neuen Folgen - immer montags um 23.15 Uhr. Wer bei all dem Wirr-Warr und Auswechslungen noch durchblickt? Wohl nur diejenigen, die sich ausführlich mit dem Fernsehprogramm beschäftigen.

Oder ist alles viel einfacher als es scheint? “Wir sind sicher, dass der Zuschauer die Programme findet”, erklärte ProSiebenSat.1-Konzernsprecherin Katja Pichler im Gespräch mit Quotenmeter.de. “Ohnehin: So häufig kommt das nicht vor”. Kristina Faßler, Sprecherin von Sat.1, ergänzte obendrein: “Unsere Zuschauer sind nicht dumm. Natürlich erfahren Sie, dass «Nip/Tuck» fortan bei uns laufen wird.” Die Wechsel hätten zudem nie Serien betroffen, die für einen Sender markenprägend waren.

Bleibt die Frage: Wollte Sat.1 «Nip/Tuck» wirklich oder suchte man gruppenintern nach einer Heimat für ein ungeliebtes Kind? “Wir hatten Bedarf für den späten Montagabend und haben uns umgeschaut, was uns gut zu Gesicht stehen würde,” erinnert sich Faßler zurück. “Als wir dann auf «Nip/Tuck» kamen und dann klar war, dass die Serie bei uns laufen wird, war das sehr OK.” Auf neue Quotenrekorde stellt sich in Berlin wohl niemand ein - bessere Werte als «Criminal Minds» im Re-Run sind aber durchaus möglich. Derzeit liegt man mit den Wiederholungen im deutlich einstelligen Bereich.

“Vor allem bei Serien, die ein klar umrissenes kleineres Publikum haben, ist es nicht ganz so entschiedend, auf welchem Sender sie laufen. Die Fangemeinde ist zumeist sehr gut informiert”, so Faßler. Serien wechsele dich - das gibt es auch bei der RTL Gruppe, zuletzt nur in deutlich geringerem Ausmaß. «CSI» und «CSI: Miami» wechselten von VOX zu RTL, wo sie seither mit noch größerem Erfolg zu sehen sind.
19.12.2007 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/24162
Manuel Weis

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Tags

Nip/Tuck

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