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Teure Zeiten für Netflix

Im Gespräch mit der SZ gab der Geschäftsführer von Netflix, Reed Hastings, Einblicke über Entwicklung und wachsende Konkurrenz des Streamingportals.

Reed Hastings, der Mitbegründer und Geschäftsführer von Netflix, sprach jüngst mit der SZ über den steigenden Druck und die wachsende Konkurrenz am Medienmarkt, der sich das Streamingportal Netflix ausgesetzt sieht. Hastings sagte: „Der Wettbewerb ist hart, und es ist aufgrund der Konkurrenz deutlich teurer geworden, die besten Leute der Branche zu verpflichten.“ Inzwischen muss Netflix stärker darum kämpfen, die kreativsten Köpfe ins Boot zu holen. Für die kreative Arbeit der Branchenbesten bieten auch Apple, Amazon, Warner oder Disney derweil ganz ähnliche Bezahlung und lassen Netflix die Konkurrenz spüren.

Hastings sieht Netflix allerdings weiterhin gut aufgestellt. Er verglich das Angebot der Streamingplatform mit der Aufstellung europäischer Fußballligen: „Es gibt die Gefahr, zu viel zu bezahlen. Andererseits gibt es auch immer wieder Schnäppchen. Entscheidend im Sport ist letztlich das Team, das auf dem Platz steht, bei uns das Gesamtangebot der Inhalte.“ Was die Finanzierung angeht, blickt Hastings positiv in die Zukunft, finanzielle Fehlentscheidungen seien trotz der Konkurrenz leicht aufzufangen.

In der Vergangenheit war es allerdings für Außenstehende schwer zu beurteilen, in welchem Bereich Netflix finanzielle Fehlentscheidungen getroffen haben könnte, da das Unternehmen keine Zuschauerzahlen veröffentlicht. An dieser Vorgehensweise will Hastings auch weiterhin festhalten, denn wo keine Werbung ist, muss auch keine Rechenschaft über fehlende Zuschauerquoten abgelegt werden. Hastings sagte: „Wir wollen transparenter werden, aber wir müssen einen Weg finden, der sinnvoll für uns ist.“ Deswegen sollen positive Meldungen in Zukunft öfter Zahlen über die tatsächliche Reichweite von Serien erhalten. Als Beispiel für eine positive Meldung dieser Art führte Hastings die 2018 angelaufene Fernsehserie «You – Du wirst mich lieben» an: „Was uns zum Umdenken veranlasst hat, weil es so interessant ist: die Thriller-serie «You», die beim TV-Sender Lifetime eine Million US-Zuschauer erreicht hatte und durch uns viel, viel erfolgreicher geworden ist. Das fanden wir spannend.“ Rückblickend sagt Hastings über den intransparenten Umgang mit den eigenen Zuschauerzahlen pragmatisch: „Es gab kein Dogma, Zahlen nicht zu veröffentlichen. Wir hatten nur keinen Grund dazu.“ In Anbetracht der gestiegenen Konkurrenz wird Netflix eine transparentere Verfahrensweise mit den Zuschauerzahlen gut laufender Serien wohl kaum schaden.

Hastings setzt auf eine gute Auswahl von Serien und plant auch weiterhin nicht damit Livesport oder Virtual Reality Angebote zu produzieren. Die Konkurrenz sei in diesen Bereichen schlichtweg breiter aufgestellt, so der Geschäftsführer: „Wir können mit Amazon nicht mithalten, wenn es um die Breite geht, so wie Starbucks nicht mit Walmart mithalten kann, wenn es um die Breite geht. Starbucks hat jedoch eine starke emotionale Bindung zu den Kunden aufgebaut, das haben wir auch. Was wir können, weil wir kleiner sind: in einzelnen Bereichen besser sein.“ Deswegen wird der Fokus von Netflix auch zukünftig auf erfolgversprechenden Serien liegen. Die Auswahl dort ist bereits sehr divers, andere Formate werden deswegen zunächst nicht angestrebt. Hastings sieht wenig Sinn darin, Formate zu produzieren die anderswo bereits geboten werden, solange kein Mehrwert entsteht: „Die Frage wäre: Könnten wir das besser? Lassen mich es so ausdrücken: Jedes Mal, wenn Amazon Geld für Livesport ausgibt, geben sie weniger Geld in unserem Bereich aus. Darüber freue ich mich.“
26.03.2019 09:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/108179
Ubbine Kruetzkamp  •  Quelle: Süddeutsche Zeitung

super
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You – Du wirst mich lieben Netflix You

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