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«Black Monday»: 365 Tage bis zum Ende

Der Countdown läuft: Bis die große Krise kommt, wird noch gefeiert, getrunken, gezogen. Koks natürlich, säckeweise. «Black Monday» erzählt diese Geschichten vor dem 80er-Crash mit einem Augenzwinkern.

Cast & Crew «Black Monday»

  • Idee: Jordan Cahan, David Caspe
  • Darsteller: Don Cheadle, Andrew Rannells, Regina Hall, Paul Scheer u.a.
  • Regie (Pilot): Seth Rogen, Evan Goldberg
  • Ausf. Produzenten: David Caspe, Jordan Cahan, Seth Rogen, Evan Goldberg u.a.
  • Produktion: Point Grey TV, Sony Pictures TV u.a. für Showtime
  • Folgen: 10 in S1 (je ca. 35 Min.)
Alles beginnt mit genau jenem Ende: mit dem Tag, an dem die Weltwirtschaft zusammenbrach. 19. Oktober 1987. Bis heute hat der amerikanische Aktienmarkt prozentual nie so viel verloren wie zu diesem Datum. Niemand weiß genau, wer oder was diesen Crash genau verursacht hat. Auch nicht der Banker, der schluchzend auf einer Treppe der Wall Street sitzt. Hinter ihm beschmieren zwei Punks die Wände mit Graffiti: „Yuppies Lost.“ Das Ende einer Ära.

Die neue Showtime-Comedy «Black Monday» will den Crash-Mythos um ihre eigene Geschichte bereichern. In der ersten Folge wird nicht nur angedeutet, dass wir am Ende besser verstehen, warum es wirklich zu diesem Börsen-Desaster kam. Es wird 365 Tage zurückgespult: Erfolgreiche Banker, gierige Aktienbesitzer, viel Kokain und noch viel mehr Geld. Es ist eine berauschende Zeit Mitte der 80er, dem Jahrzehnt des Glamours und der Exzessivität. Es ist die Zeit der großen Männer, die den entfesselten Kapitalismus mit tigerscharfen Zähnen formen, solcher Männer wie Jordan Belfort («Wolf of Wall Street»), der Lehman Brothers oder auch des fiktionalen Charakters Gordon Gecko («Wall Street»).

Narzissmus hat viele Namen in jener Zeit. Auch den von “Mo” Monroe, dem Chef einer mittelgroßen New Yorker Tradingfirma. Sein jüngster Plan ist die Übernahme einer Bekleidungsmarke, deren Immobilien extrem viel wert sein sollen, ohne dass es jemand weiß. Eine Rolle in diesem Geschäft soll der Frischling Blair Pfaff spielen, Uni-Absolvent und Entwickler eines intelligenten Trading-Algorithmus. Doch als er auf dem Wall-Street-Parkett Mo so ungestüm in den Weg läuft, dass dieser sein Plastikpäckchen voller Kokain auf dem Boden verstreut, stehen die Chancen plötzlich schlecht für eine Banker-Karriere.

Beschämt geht Mo zurück nach Hause zu seiner Freundin, die ihn klein und gleichzeitig groß macht: Ein Mann müsse er jetzt sein, endlich mal. Für seine Chance kämpfen. Mo sagen, wozu er fähig sei. Angespornt tritt Blair den Weg zu Mo an, um seinen Frust vor dessen gesamter Belegschaft herauszulassen: „Denkst du, du kannst mir Angst machen? Mein Dad hat mich jeden Tag meines Lebens zusammengeschlagen, bis er wortwörtlich an einem Herzstillstand gestorben ist – während er mich geschlagen hat!“ Mo ist beeindruckt, er gibt Blair eine Chance – allerdings nicht ohne egoistischen Hintergedanken.

«Black Monday» von Showtime: Morgenaerobic mit Zigarette


Ohne den Twist am Ende der ersten Folge zu verraten sei soviel gesagt: «Black Monday» führt exzellent vor, wie emotional und psychisch gestört diese völlig eigene Welt der Trader und Banker ist. Es ist ein dankbarer Stoff für Comedy, die in diesem Fall gern brachial und oberflächlich herüberkommt. Wer Gefühle zeigt, vor allem Mitgefühl, der führt etwas Böses im Schilde – diese und keine andere Botschaft versucht uns «Black Monday» bereits früh zu vermitteln. Dabei wechselt die Serie manchmal etwas stümperhaft zwischen komödiantischen und tragischen Szenen, zwischen Frat-Boy-Humor und emotionaler Tiefe. So beispielsweise bei der beschriebenen Ausraster-Szene, die kaum nachhallt und in Sekundenschnelle für den nächsten Gag geopfert wird.

Doch die Grundpfeiler der Geschichte um Blair, Mo und dessen Team sind interessant genug, um der Serie eine Chance zu geben. Denn wie es zu der Börsen-Katastrophe kam und was Mo und Co. damit zu tun haben, ist eine interessante Frage – vor allem in Hinsicht auf das komödiantische Potenzial: Es kann sein, dass wieder ein riesiger Sack Kokain eine Rolle spielt, Mo’s debil-genialer Charakter, Blairs neu entdeckte Männlichkeit oder doch eine ernste Sache. Nicht zuletzt erschafft «Black Monday» die Atmosphäre dieser dekadenten 80er mit großartig plakativen Bildern: unter anderem von einer erfolgreichen Bankerin, die ihre Morgenaerobic mit Zigarette im Mund durchführt, bevor sie Millionen hin- und herschiebt. In diesem Moment scheint das „Yuppies Lost“ noch ganz weit weg.

Schon ab 20. Januar zeitgleich zur Weltpremiere in der Originalfassung auf Sky Ticket, Sky Go und auf Abruf. Ab 11. März wahlweise auf Deutsch oder im Original auf Sky Atlantic HD sowie auf Abruf.
26.01.2019 08:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106785
Jan Schlüter

super
schade


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Black Monday Wolf of Wall Street Wall Street

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