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«True Detective» Staffel 3: Wenn die Vergangenheit verschwimmt

Die größte aller modernen Crime-Serien ist endlich zurück. Mit Staffel 3 kehrt «True Detective» zu den erfolgreichen Anfängen zurück. Über mysteriöse Südstaaten, verschwindende Kinder – und ein lilafarbenes Auto.

Cast & Crew «True Detective»

  • Idee: Nic Pizzolatto
  • Darsteller: Mahershala Ali, Carmen Ejogo, Stephen Dorff, Scoot McNairy, Ray Fisher u.a.
  • Regie (E1-2): Jeremy Saulnier
  • Drehbuch: Nic Pizzolatto u.a.
  • Ausf. Produzenten: Nic Pizzolatto, Cary Joji Fukunaga, Daniel Sackheim, Jeremy Saulnier u.a.
  • Produktion: Anonymous Content u.a. für HBO
  • Folgen: 8 (je ca. 60 Min.)
Es ist eine dieser großartig vielschichtigen Szenen, eine von denen, die man in Staffel 1 zuhauf fand und in Staffel 2 eher weniger: Ein alter Mann im Pyjama steht des Nachts an einer Kreuzung – Shoepick Lane. Er schaut sich um, verwirrt, verloren. Ein Scheinwerferlicht blendet ihn an, wahrscheinlich das seines eigenen Wagens. Er schaut sich um, sucht nach dem Haus, an dem alles begann. Der alte Mann, das ist der einstige Detective, der das Verschwinden zweier Kinder aufklärte, zweier Kinder, die genau an diesem Ort ihre Heimat hatten. An der Shoepick Lane. Dort, wo einst das Haus der Familie stand, sind nur noch Schutt und Asche. Bevor die Szene ausblendet, fragt man sich als Zuschauer: Ist der Mann debil, kann seine eigenen Gedanken nicht mehr richtig ordnen, hat nur noch Erinnerungsfetzen im Kopf? Oder ist ihm gerade die große Erleuchtung gekommen, die seine Meinung zum Fall ändert?

«True Detective» ist wieder da. Mehr als drei Jahre nach der überkomplexen zweiten Staffel, die sich damals weit entfernt hatte von dem, was die Serie anfangs ausgezeichnet hatte: das rural america zu zeigen, die kaputten Sozialstrukturen und einfachen Menschen, die manchmal zu Monstern werden. Eine Mordgeschichte, die am Ende mehr über die beiden Detectives verriet als über alles andere. Großartig.

Staffel 3 geht zu diesen Anfängen zurück, mit dem Unterschied, dass sich hier alles auf einen Mann konzentriert. Rust und Hart sind vergessen, Detective Wayne Hays ist die Hauptfigur der neuen Folgen, die in drei Zeitebenen erzählt: in 1980, dem Zeitpunkt des Verschwindens der beiden Kinder. Wayne Hays und sein Partner sollen das makabre Verbrechen aufklären. Den Täter finden sie allerdings nie. Zehn Jahre später, 1990, werden die beiden vorgeladen, nachdem sich neue Entwicklungen ergeben und der Fall wieder aufgerollt wird. Schließlich 2015, das Jahr, in dem das Verbrechen immer noch nicht aufgeklärt ist. Eine Fernsehsendung widmet sich dem Fall, und der pensionierte Hays – mittlerweile alt und grau – versucht sich in Interviews an die Vorkommnisse zu erinnern.

Geradezu einfach und geradlinig gestaltet sich der Handlungsverlauf in den ersten beiden Episoden – besonders im Vergleich zur vielschichtigen zweiten «True Detective»-Staffel. Für den Zuschauer werden zahlreiche Spuren gelegt, wer der mögliche Täter sein könnte. Als die beiden Kids mit dem Fahrrad herumfahren, werden sie beobachtet – von drei Jugendlichen in einem lilafarbenen Auto, von einem schrottverliebten Indianer. Was sagen Schulkameraden, was sagt die Lehrerin zum Verbrechen? Es gibt Anhörungen, Gespräche, Beobachtungen. Wir dringen psychologisch tief ein in die Geschichte um diese beiden Kinder, die eine Hauptrolle spielen, obwohl sie verschwunden sind. Es geht um ihre Eltern, die kaputte Beziehung, mögliche Vergewaltigungen, Raubüberfälle. Wir erkennen Mikrokosmos, der kaputt wie traurig normal ist – nur dass zwei Kinder verschwinden. Ausgangssperre, FBI, Pressekonferenz, das volle Programm.

Im Jahr 1990 wird der Fall wieder aufgerollt, nachdem sich neue Hinweise ergeben haben. Hays wird angehört, wir bekommen Einblicke in seine Gefühlswelt, seine Meinungen. Und erkennen, dass ihn das damalige Verbrechen nicht losgelassen hat. Er ist mit Amelia zusammengekommen, der damaligen Lehrerin der beiden verschwundenen Kinder. Sie ist es auch, die 1980 auf eigene Faust zu ermitteln beginnt. Vorgespult in das Jahr 2015: Beim Interview mit der Moderatorin gewährt Hays tiefe Einblicke. „Ich habe nie damit aufgehört, neue Theorien über den Fall zu entwickeln.“ Offensichtlich ist er damit nicht mehr allein. Die Dokumentation über den Fall versucht ein erneutes Mal, Licht ins Dunkel zu bringen. Für Hays ist es wohl die letzte Chance, Frieden mit dem Verbrechen und sich selbst zu machen.

Nie losgelassen von dem Fall: Ein echter «True Detective»


Vieles also macht «True Detective» in seiner dritten Staffel ähnlich wie in der ersten: Verschiedene Zeitebenen, ein geschlossener Fall, der wieder aufgerollt wird, ein mysteriöses Verbrechen. Anders als bei Rust und Hart deutet sich hier aber an, dass mit Amelia eine weibliche Person deutlich stärker an der Aufklärung des Falls mitwirkt. Weniger geht es um Beziehungsgeflechte zwischen den Detektiven, mehr um innere Konflikte mit sich selbst – Wayne Hays gegen Wayne Hays, gegen den inneren Unfrieden, der ihn nach Jahrzehnten nicht loslässt, auch gegen die verschwindende Erinnerung. Inszeniert ist diese Figur in allen drei Zeitebenen meisterhaft von Oscar-Gewinner Mahershala Ali («Moonlight»). Der geheimnisvolle Süden – die Staffel spielt in den Ozarks – wird mit trüben Bildern, dem typisch minimalistisch-katatonischen Soundtrack und einer extrem melancholischen Atmosphäre porträtiert.

Wenn man böse ist, könnte man sagen: Diese Staffel hat die Charakteristika von «True Detective» auf das Minimalste reduziert. Man geht keinerlei Risiko kein, ist überraschungsarm. Das führt dazu, dass sich manche Längen ergeben, weil der Zuschauer nicht herausgefordert wird. Anders als bei Staffel 1 entfällt zudem das konfliktreiche Element der beiden gegensätzlichen Detective Rust und Hart. Auch aus dem – bislang zumindest – wenig außergewöhnlichen oder komplexen Kriminalfall kann nur wenig Spannung gezogen werden. Das schauspielerische Meisterstück von Mahershala Ali ist die Basis für die positiven Seiten dieser dritten Staffel. Viel mehr als zuvor ist dies hier eine Charakterstudie, tief und persönlich und traurig. Vielleicht kommen die neuen Folgen dem Serientitel damit bislang am nächsten: Hays ist einer, der nie loslässt und nie losgelassen wird von diesem einen Fall. Ein wortwörtlicher «True Detective».
17.01.2019 10:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106571
Jan Schlüter

super
schade

89 %
11 %

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Tags

True Detective Moonlight

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Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
18.01.2019 00:50 Uhr 4
Sowas nennt man Mobbing im Internet!!



Im übrigen jabt ihr beide eine Ignorier Funktion, wo Uhr Udioten wie meine Wenigkeit, dren Postings NICHT mehr Lesen müßt!!!





@silvio.martin und fretake: IHR nervt um so mehr!!





Danke an Mister freetake für den Tipp des Vögelns!! Vogelst du denn regelmässig!! Und





an mister silvio.martin: sehr schön, daß ich hier meine Meinung verbieten wollt!!





Wie gesagt: IGNORIERFUNKTION!!!
Sentinel2003
18.01.2019 00:51 Uhr 5




Ey Alter und DU nervst sowas von!!! DU BIST NICHT TRAGBAR!!!
silvio.martin
18.01.2019 17:45 Uhr 6




Jo, da würde ich mal sagen, getroffene Hunde bellen:))) Du legst eine Aggressivität an den Tag, unglaublich. Ich habe , denke ich, in normaler Form geschrieben, was ich von Deinen Kommentaren halte. Du jedoch wirst gleich persönlich und ordinär, mal ganz von den unzähligen Rechtschreib- und Grammatikfehlern abgesehen. Ich bin ja nicht der Erste, der Dir sagt, wie sinnlos teilweise Deine Kommentare sind, aber leider scheint Dich das absolut nicht zu interessieren. Also mach Dein Ding und wir amüsieren uns weiter köstlich über Deine ach so herrlichen, irrelevanten Kommentare und Meinungen :))))
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