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«Dschungelcamp»: Das 100.000-Euro-Risiko

Alle Jahre wieder. Der RTL-Quotengigant öffnet erneut seine Pforten. Doch bringt die Zahl 13 dem Format Glück? Was hat es mit der neuen Siegprämie auf sich und welche Lehren zieht RTL aus den letzten Jahren? Wir haben hingeschaut.

Zwölf Staffeln hat der Dauerbrenner aus der RTL-Hitschmiede vergangener Zeiten bereits aufzuweisen. Zwölf Dschungelkönige, zwölfmal Dramen, Tränen, Beichten und Fremdschämattacken bedeutet diese Zeit für die Zuschauer, die dem Format bis heute großflächig treu geblieben sind.

Quotenstar


Selbstverständlich sind an dieser Front die allerbesten Zeiten aber schon eine Weile her. War in der Kombination Sonja Zietlow und Dirk Bach das fünfte Jahr 2011 mit im Schnitt 7,40 Millionen Fans beim Gesamtpublikum der Renner, hatte sich die Show in den ersten beiden Jahren des Duos Zietlow und Daniel Hartwich erneut zu derartigen Höhen aufgeschwungen. 2013 standen 7,26 Millionen, 2014 sogar 7,87 Millionen Zuschauer im Schnitt zu Buche. Bei 31,5 Prozent Marktanteil bei allen und 44,8 Prozent in der Zielgruppe sprechen wir eindeutig vom goldenen Jahr des Dschungels. Gigantisch!

Doch sind diese Zeiten nun bereits fünf Jahre her, in denen man zunehmend weniger Glück mit den Promis hatte und sukzessive Zuschauer abgab. Zwar klagen wir damit fraglos auf hohem Niveau, dennoch waren 2018 im Schnitt nur noch 5,54 Millionen an Bord. So "schwach" lief die Show sonst nur in den Jahren 2004 und 2008. Für RTL bedeuten diese Werte selbst im Angesicht der horrenden Kosten der Produktion aber noch keine schlaflosen Nächte. Dennoch sollte der Trend langsam gestoppt werden. Nur wie?

Der Markt ist leer


Mit großen Namen im Camp sicher nicht. Wie leergefegt scheint der Pool potentieller Zugpferde, immer mehr drängen Sternchen aus der hintersten Reihe ins Rampenlicht: Kandidaten aus Castingformaten, Internetstars oder diesmal sogar Podcaster! Das macht die Sache zwar nicht glamouröser, im Zweifel spielt dieser Umstand aber keine Rolle. Zwar wäre es durchaus fein, mal wieder einen Wendler, einen Ailton oder eine Brigitte Nielsen dabei zu haben, Namen wie Larissa Marold, Peer Kusmagk, Florian Wess oder Maren Gilzer hatten in der Vergangenheit aber eben auch nur wenige auf der Rechnung: Den Dschungel rockten sie trotzdem!

Königinnen & Könige

  • 2018: Jenny Frankhauser
  • 2017: Mark Terenzi
  • 2016: Menderes Bagci
  • 2015: Maren Gilzer
  • 2014: Melanie Müller
  • 2013: Joey Heindle
  • 2012: Brigitte Nielsen
  • 2011: Peer Kusmagk
  • 2009: Ingrid van Bergen
  • 2008: Ross Anthony
  • 2004: Désirée Nick
  • 2004: Costa Cordalis
So setzt sich der Trend der Vorjahre also ungebremst fort. Den großen Fixpunkt im Team sucht man vergeblich. Am Ende stand für den diesjährigen Trip folgende Gruppe parat: Tommi Piper (Stimme von «ALF»), Bastian Yotta («Adam sucht Eva», «Die Yottas! Mit Vollgas durch Amerika»), Chris Töpperwien („Currywurst König“ in der der VOX-Sendung «Goodbye Deutschland!»), Domenico de Cicco («Bachelor in Paradise», «Bachelorette»), Evelyn Burdecki («Bachelor in Paradise», «Promi Big Brother», «Bachelor»), Gisele Oppermann («Germany’s Next Topmodel»), Sibylle Rauch («Eis am Stil»-Filme), Doreen Dietel («Mädchen, Mädchen 2», «Dahoam is Dahoam»), Sandra Kiriasis (Bob-Olympiasiegerin), Felix van Deventer («GZSZ»), Peter Orloff (Schlagersänger) und Leila Lowfire (Busenwunder und Sex-Expertin).

Geld verdirbt den Charakter


Wenn es also nicht der große Name ist, der das Format in Schuss bringt, muss eben anderweitig nachgeholfen werden; dachte man sich zumindest bei RTL. So ließ man auch dieses Jahr wieder ein paar neue Regeln und Ideen springen. Die wichtigste: Der Sieger oder die Siegerin erhält neben dem Platz auf dem Thron, einem Erinnerungsfoto im Baumhaus und der Ehre erstmals auch eine stattliche Prämie: 100.000 Euro!

Doch was hat RTL hier im Sinn? Vordergründig ist der Ansatz klar: Das Geld dürfte für viele Promis einen Anreiz darstellen, die Zeit im Camp eben nicht nur mit dem größtmöglichen Schnarchfaktor abzusitzen, um schnell herausgewählt zu werden. Einige dürften sich in der Hoffnung auf den warmen Geldregen definitiv bemühen, etwas motivierter mitzumachen.

Das klingt doch eigentlich nach einer guten Idee. Oder hat die Sache vielleicht noch einen Haken? Definitiv. Man könnte nämlich auch unken, dass einige der Prominenten die ausgelobte Prämie sehr geschäftsmäßig interpretieren; als Aufforderung zum Laienspiel. Wenn der Sender will, dass die Promis neben bloßer Anwesenheit nun auch noch etwas für mehr Geld tun, dann sollen sie es haben. Ein Job ist eben ein Job. Drohen uns also inflationäre Neuauflagen von Indira & Jay in love?

Immerhin: Kandidaten wie "Icke" Häßler, die einfach nur warten, bis der Spukt vorbei ist, wird es auf diese Weise vielleicht nicht mehr geben. Doch waren diese, abgesehen vom Langweilfaktor, eben auch eines: authentisch! Und das ist letztlich für die Zuschauer ein Teil des Zaubers. Wir sehen (mehr oder weniger) bekannten Menschen dabei zu, wie sie nach und nach ihr wahres Ich entblößen; zumindest teilweise. Das kann dann eben auch langweilig und destruktiv sein. Besser als ein billiges Schauspiel wäre das doch allemal, oder? So könnte das Format sich also am Ende mit einer gut gemeinten Geste einer wesentlichen Stärke berauben. RTL dürfte es oberflächlich sicher freuen, wenn ein wahrer Kampf um die Krone entbrennt. Wenn der dann aber nicht mehr glaubhaft ausfällt, leiden am Ende vermutlich die Zuschauer – und die Quoten? Wir werden es erleben.

Dazu gab es auch noch einige andere nette Ideen: Die Promis dürfen am Tag nicht mehr schlafen und noch mitten in der Zivilisation gab es die erste Prüfung (die sich allerdings etwas in die Länge zog). Insgesamt besaß der Auftakt einen guten Flow, blieb aber freilich auch größtenteils vorhersehbar.

Der Titelsong ist diesmal "WTF" von Hugel feat. Amber Van Day; definitiv ein Ohrwurm. Als Arzt vor Ort und Fanliebling fungiert wie gewohnt Bob "Dr. Bob" McCarron. Für Daniel Hartwich ist es der siebte Ausflug nach Australien an der Seite von Sonja Zietlow. Somit hat er Dirk Bach in Sachen Einsätze überholt. In den Herzen der Fans wird der wunderbare Bach aber immer der heimliche Star bleiben, auch wenn Hartwich ein in jeder Hinsicht grandioser Nachfolger ist.

Interessanter Fakt am Rande: Unter den zwölf Gewinnern tummeln sich bisher sechs Königinnen und sechs Könige. Eine Prognose über den Sieger fiel jedes Jahr schwer, da es oft, aber eben nicht immer, Außenseiter waren, die die Herzen der Zuschauer eroberten. Wetten werden gerne angenommen.

Fazit


Der Dschungel hat uns wieder! RTL produziert wie gewohnt hochwertig, der Promi-Mix stimmt und die Moderatoren laufen früh heiß. Somit scheint alles bereit, für weitere zwei Wochen Leiden, Lästern, Lamentieren. Doch brodeln hinter dem glänzenden Schein auch schwerwiegende Fragen: Wie verändert die Siegprämie die Authentizität des Formats und wie reagiert das Publikum? Ist in Sachen Quote noch mal ein Aufbäumen drin? Bis wir die Antworten gefunden haben, erfreuen wir uns einfach am vielen Alten sowie dem Neuen; und im Zweifel hilft immer Dr. Bob.

Die 13. Staffel von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» startete just bei RTL und läuft ab sofort täglich. Das Finale findet am Samstag, dem 26. Januar 2019 statt. Los geht es um 21.15 Uhr. RTL bietet neben der täglichen Übertragung im TV auch einen Live-Stream zum «Dschungelcamp» und einen Stream mit der Wiederholung der ganzen Folge. Außerdem zeigt man das Format «Die Stunde danach» nun teilweise auch auf RTL aus und nicht mehr nur auf RTLplus.
12.01.2019 00:13 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106402
Björn Sülter

super
schade

88 %
12 %

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