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Die Kritiker: «Nord bei Nordwest – Gold!»

Teil sieben der ARD-Donnerstagskrimireihe «Nord bei Nordwest» ist trotz des Folgentitels leider kein Glanzstück.

Cast und Crew

  • Regie: Christian Theede
  • Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
  • Darsteller: Hinnerk Schönemann, Henny Reents, Marleen Lohse, Cornelia Dörr, Christoph Tomanek, Maximilian Mundt, Patrick Mölleken, Stephan A. Tölle, Regine Hentschel, Cem-Ali Gültekin, Joshy Peters
  • Kamera: Martin Schlecht
  • Schnitt: Dagmar Lichius
  • Musik: Stefan Hansen
Und wieder ein Toter im ländlichen Nirgendwo in Deutschlands (Nord-)Nordwesten: Der Immobilienmakler Sönke Keller wurde, wie seine Obduktion ergibt, zu Tode geprügelt. Das Tatmotiv ist für Polizistin Lona Vogt und Ex-LKAler Hauke Jacobs sowie für die neugierige Tierarzthelferin Jule Christiansen offensichtlich: An der Kleidung des Toten wird Goldstaub gefunden, es muss also monetäre Gründe für die tödlich geendete Attacke auf ihn gegeben haben. Zu allem Übel spricht sich dieser Umstand in Schwanitz schnell herum und löst einen ungeahnten Goldrausch aus …

Die ARD-Reihe «Nord bei Nordwest» geht mit «Gold!» in ihre nunmehr siebte Runde, und die könnte nicht gemütlicher vonstattengehen: Hauke Jacobs hat mit seiner 'Doppelidentität' eines verdeckten Ermittlers abgeschlossen, was ihn befreit, ihm aber dramatische Fallhöhe raubt. Das subtile Liebes-Dreieck zwischen ihm, seiner Assistentin Jule Christiansen und der Dorfpolizistin Lona Vogt gerät dieses Mal ins Hintertreffen, während Lona kaum mehr was mit der hibbeligen Ermittlerin aus den ersten paar Fällen der Reihe zu tun hat.Und der zentrale Kriminalfall ist schon mit simplem Indizienzusammenführen bewältigt.

Tatmotive und die Charakterisierungen von Episodenfolgen fallen in diesem Neunzigminüter dürftig aus, selbst der Begriff 'Küchenpsychologie' wäre hier zu hoch gegriffen – und so verwundert es auch nicht, wenn die Nebenrollen zumeist hölzern gespielt werden. Interessanter ist da schon eher, welche kauzigen Macken wiederkehrende Nebenfiguren entwickeln, sobald in Schwanitz der Goldrausch ausgebrochen ist. Und auch die trocken vermittelten, dezent morbiden Verbalspitzen des Bestatter-Duos Töteberg & Bleckmann zünden dank Stephan A. Tölle und Regine Hentschel.

Komponist Stefan Hansen bemüht sich anfangs noch, mit seiner Musik den Puls dieses spröden und gemächlichen Provinzkrimis in die Höhe zu treiben, allerdings passt sich der Score alsbald der entspannten Haltung des restlichen Films an. Die Gemütlichkeit war in den besseren der ersten sechs «Nord bei Nordwest»-Ausgaben sogar ein Pluspunkt, waren sie doch teils mehr familientaugliches Drama über entspannte, bodenständig skizzierte Figuren, die nebenher mit einem Kriminalfall zu tun haben.

Diese Ausgabe hat allerdings zu große Leerstellen, als dass sich diese spröde, nordische Art als reine, atmosphärische Verzierung genießen lassen würde: Das zentrale Trio übt sich hier in Stillstand und die Machart des Films unterstreicht diese Austauschbarkeit des Skripts. Hinnerk Schönemann, Henny Reents und Marleen Lohse bleiben zwar engagiert, dennoch fehlt ihren Figuren angesichts dieser schalen Story etwas – daran kann selbst der urplötzlich so actionreich daherkommende Schluss nicht viel ändern. Und daher ist «Nord bei Nordwest – Gold!» leider ein besonders dröger Auftakt für das Donnerstagskrimijahr 2019.

«Nord bei Nordwest – Gold!» ist am 3. Januar 2019 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
03.01.2019 11:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106256
Sidney Schering

super
schade

82 %
18 %

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Nord bei Nordwest Gold! Nord bei Nordwest – Gold!

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
magister wigbold
03.01.2019 20:08 Uhr 1
Das glaube ich dem Kritiker. Die Serie ist immer noch guter Durchschnitt und grundsätzlich sympathisch, aber vergleichbare Küstenkrimis halte ich für besser.

Mich stören allerdings nur Kleinigkeiten, z.B. die Tatsache, dass ein Polizist plötzlich Tierarzt wird. Ich habe die ersten Folgen gesehen und nicht einmal kam die Frage auf, ob er überhaupt eine Qualifikation und Approbation dafür hat (oder war ich da gerade Bier holen?), das setzt nämlich ein 5,5 jähriges Studium voraus, das in Umfang und Anspruch einem Humanmedizinstudium gleichkommt. Und der Polizist wird mal eben so Tierarzt. Umgekehrt setzte das ja voraus, dass er ausgebildeter Tierarzt ist und eine Approbation hat, aber dann doch lieber als Polizist arbeiten will. Das gibt es nur in Klein Fritzchens oder des Drehbuchautors Hirn, in der realen Welt nicht. :mrgreen: Oder nenne man mir ein Beispiel.

Die Serie nimmt sich also nicht ernst, drum kann ich die Serie auch nicht ernst nehmen. Trotzdem sympathisch. Guter Durchschnitt mit Tendenz zum oberen Drittel, finde ich.
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