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Videospielverfilmungen: Mehr Fluch als Segen!?

Videospiele haben sich im neuen Jahrtausend als ein vollwertiges und ernstzunehmendes Medium etabliert. Emotionale Geschichten und facettenreiche Charaktere sind keine Seltenheit mehr und mittlerweile wirkt die Bezeichnung des „Spiels“ schon fast deplatziert. Doch warum gestaltet sich der Weg der Videospiele auf die Leinwand in der Regel recht schwierig?

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Doch dann das vermeidliche Licht am Ende des Tunnels: «Assassin’s Creed» (2016). Mit dem Regisseur Justin Kurzel, dessen Epos «Macbeth» (2015) für den Oscar nominiert wurde, und den bemerkenswerten Schauspielern Marion Cotillard, Michael Fassbender, Brendan Gleeson und Jeremy Irons schien die erste gelungene Videospieladaption ihre Zusammensetzung gefunden zu haben. Die ersten Trailer waren – abgesehen von der umstrittenen Musikauswahl - vielversprechend, die Kulissen waren überzeugend, die Action schien handwerklich sicher inszeniert zu sein und die Fans der Vorlage waren optimistisch gestimmt. Dann das böse Erwachen. Eine unfokussierte Geschichte, die unter zu vielen Handlungssträngen litt, schwache Action und nicht überzeugende CGI-Effekte waren das Ergebnis. Die Millionen Fans der Spielereihe waren enttäuscht, zu groß waren die Erwartungen und zu hoch die Fallhöhe. Zwar ist «Assassin’s Creed» optisch deutlich wertiger wie andere Videospieladaptionen, doch der exzessive Einsatz von computergenerierten Effekten übermüdet schnell und verfehlt seine Wirkung. Wieder einmal war die Enttäuschung massiv, der große Durchbruch der Videospielfilme wurde also wieder einmal weiter nach hinten verschoben.

Dabei ist das passende Material längst vorhanden. Warum nicht originalgetreu ein Spiel adaptieren, ohne die Kernthematiken komplett einzudampfen? Das Action-Adventure «Red Dead Redemption» des Entwicklerstudios Rockstar könnte das moderne Äquivalent zu alten Western-Klassikern werden und die alteingesessene «Wolfenstein»-Reihe (1981-2017) wäre ein potentiell großes Franchise aus Action und ansprechender Story.

Die Beispiele für mögliche Videospiele sind beliebig lange fortführbar. Die Zeiten, in denen Videospiele klischeehafte Handlungen hatten mit eindimensionalen Charakteren sind längst vorbei. Die «Bioshock»-Reihe (2007-2013) verbindet Politik, Philosophie und Gesellschaftskritik mit einem Art Style des frühen 20. Jahrhunderts, und «Shadow of the Colossus» zeigt, wie man eine emotionale Handlung mittels minimaler Dialoge über Stunden erzählt. Videospiele sind zweifelsohne eine ausdrucksstarke Kunstform, doch leider konnte deren Essenz noch nicht angemessen für die Leinwand eingefangen werden.

Obwohl die bisherigen Adaptionen nicht für eine erfolgreiche Zukunft der Videospielverfilmungen sprechen, gibt es einen Vertreter, der sich behaupten konnte. Der Horrorfilm «Silent Hill» (2006), nicht zu verwechseln mit dem nicht beachtenswerten Sequel «Silent Hill: Revelation» (2012), ist insbesondere bei den Fans der Videospielreihe beliebt. Das liegt zum Einen daran, dass sich der französische Regisseur Christophe Gans eingehend mit dem virtuellen Material beschäftigt hat und es zu würdigen wusste. Gans setzte beispielsweise den Komponisten der Spiele, Akira Yamaoka, auch für die Musik des Films ein, sehr zur Freude der Spieler.

Aus einer Kritikerperspektive sind gewisse Längen des Films nicht von der Hand zu weisen, dennoch bleibt ein Horrorfilm über, der auch für Nicht-Kenner der Videospielvorlage empfehlenswert ist.

Trotz der sehr durchwachsenen Qualität der Verfilmungen sind und bleiben sie beliebt. Die großen Fangemeiden der jeweiligen Titel und Reihen sind mit einer filmischen Umsetzung ihrer Lieblingsspiele leicht ins Kino zu locken und generieren schnell zufriedenstellende Einnahmen für die jeweiligen Studios.

2019 wird ein weiteres Jahr, in denen Videospieladaptionen ihren Weg auf die Leinwände finden. Das Sandbox-Phänomen «Minecraft» soll im kommenden Mai in die Kinos kommen, ebenso wie das Sequel «Angry Birds 2». Ob gerade mit diesen Filmen der Ruf der Videospielverfilmungen besser wird, ist äußerst fraglich. Zwar stehen «Splinter Cell», «Uncharted» und eine hauseigene Netflix-Serie zu «The Witcher» in den Startlöchern, doch es bleibt abzuwarten, ob diese Titel in der Produktionshölle enden oder doch fertiggestellt werden.

Der Zeitpunkt, an dem Videospielverfilmungen den qualitativen Durchbruch erreichen, liegt noch in weiter Ferne. Wann und mit welchem Film oder mit welcher Serie dieser Punkt erreicht wird, ist schwer vorauszusehen. Doch angesichts der Maße der Videospiele, die den Filmen in ihrer Handlung und Inszenierung in nichts nachstehen, muss zumindest eine qualitativ sehr gute Videospieladaption in Zukunft entstehen.
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06.07.2018 13:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/102036
Martin Seng

super
schade


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Allein gegen alle Alone in the Dark Angry Birds 2 Assassin’s Creed Big Meets Bigger Bioshock BloodRayne Der Flug des Phoenix Der Sand der Zeit Die Mächte in dir Far Cry Final Fantasy Final Fantasy: Die Mächte in dir House of the Dead Im Fadenkreuz Im

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Nr27
06.07.2018 19:47 Uhr 1
Ja, "Silent Hill" ist für mich (trotz Schwächen) ebenfalls die einzige wirklich gelungene Spieleverfilmung bislang. Und ich trauere immer noch der einst geplanten "Bioshock"-Adaption von Gore Verbinski nach. DAS hätte mal was werden können ... *seufz*
dirkberlin
07.07.2018 10:43 Uhr 2
Ich glaube das Problem ist einfach das sich Videospiele einfach anders verhalten. Eine Story ist meistens beiwerk, ein Rahmen. In den Spielen selbst handelt man viel selber und wiederholt ständig Phasen. Dem Spielspaß werden häufig Realismen geopfert.



Beispiel Doom Film. Rahmenhandlung übernommen, aber die war in den Spielen so schwach, das man sie kaum wiedererkannt hat. In Doom 1 (94) gibt es gefühlt 2 Texttafeln und man erschießt quasi nur Monster und sucht Schlüsselkarten. Das tun auch viele andere Shooter, das man am Ende als 1 Mann Armee 1000sde getötet hat, was aber den Gegner auch nicht beeindruckt. Man hat viel Sprengmaterial dabei, kann aber sich keinen beliebigen Weg durch Level damit bahnen. Adventures lebten von sinnlosen Lösungen. All das würde man bei Filmen als Plotholes und langweiliges Szenenrecycling sehen.



Zumal sich ja nur wenige Genres als Vorlage eignen. Allzu abstraktes eignet sich einfach nicht. Wie Mario Brothers. War im Spiel eine Tiefliegende Handlung? Wie soll man auch darstellen, dass der durch 2D Welten hüpft mit seltsamsten Gegnern wie fliegenden Pistolenkugeln?



Und letztlich sind viele Spiele einfach schon an Film Themen orientiert, aber auf die Spielbarkeit reduziert/umgesetzt. Ein Battlefield/Call of Duty könnte nen X-beliebiger Kriegsfilm sein, und die Umsetzung davon auch wieder.



Da ist es schon schwer den Kern einer Marke wie eine Hauptfigur zu übertragen. Wären die Tomb Raider Filme besser gewesen, hätte Angela Joulie mehr Kisten verschoben?
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