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Der TV-Markt im Mai: Rekord-Saison fürs ZDF, VOX in Quotennot

Während die öffentlich-rechtlichen Sender auf eine erfolgreiche TV-Saison zurückblicken, legen kabel eins und RTL II zumindest im Mai zu. Die größten Verlierer des Monats heißen Sat.1 – und interessanterweise VOX.

Den größten Zuschauerhit im TV hatte im Mai das ZDF im Programm: Mit dem Champions League-Rückspiel zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid sicherte sich der Mainzer Sender herausragende 13,12 Millionen Zuschauer und Marktanteile von mehr als 35 Prozent bei Jung und Alt. Da die Bayern an Madrid scheiterten, musste das Champions League-Finale am vergangenen Samstag ohne deutsche Beteiligung über die Bühne gehen. Mit mehr als 9,6 Millionen Zuschauern und Platz vier im Monatsranking bescherte es den Mainzern trotzdem tolle Werte.

Erfolg mit König Fußball hatte aber auch Das Erste, das im Mai das DFB-Pokalfinale mit exakt zehn Millionen Zuschauern im Programm hatte. Damit landete es auf Platz drei der beliebtesten Mai-Sendungen. Noch stärker lief es für den Münsteraner «Tatort» mit der Folge „Schlangengrube“, die am letzten Sonntag des Mais überragende zwölf Millionen Zuschauer sahen. Übrigens: Den stärksten Marktanteil im Mai sicherte sich die Traumhochzeit von Harry und Meghan, die allein dem ZDF an einem Samstagnachmittag knapp 44 Prozent Marktanteil bei fast sechs Millionen Zuschauern sicherte.

Bei den Privatsendern sieht es in Sachen Gesamtreichweite ein gutes Stück trister aus. Meistgesehenes Format einer privaten TV-Station war die Formel 1 aus Monaco, die RTL an einem Sonntagnachmittag im Schnitt mehr als 5,2 Millionen Zuschauer einbrachte. Meistgesehenes Primetime-Format war eine Folge von «Wer wird Millionär?», die allerdings unter der Marke von vier Millionen Zuschauern hängen blieb. Ein schöner Erfolg beim jungen Publikum gelang noch ProSieben mit dem stärksten «GNTM»-Finale seit fünf Jahren - die einzige private Nicht-RTL-Sendung in der Primetime, die im Mai mehr als 20 Prozent holte.

Alle Zuschauer (Mai 2018)


ALLE ZUSCHAUER (MAI)
10,6
10,9
13,1
13,4
8,2
8,6
3,1
3,0
4,6
5,0
6,6
6,4
4,5
4,6
3,8
3,5
Marktanteile in %  |  Mai 2018 ggü. April 2018

Das ZDF weiß auch im Mai die unangefochtene Marktführung zu verteidigen, fällt mit einem Marktanteil von 13,1 Prozent beim Gesamtpublikum aber trotzdem auf den schwächsten Wert im laufenden Kalenderjahr. Damit liegt der Sender weiterhin anderthalb Prozentpunkte vor dem Ersten, das trotz quotenstarker Sport-Events mit einem Saison-Tiefstwert von 10,6 Prozent schließt und die elf Prozentmarke damit zum dritten Mal unterbietet. Einen Quotenrückgang hat auch RTL zu beklagen, das mit 8,2 Prozent allerdings noch knapp über dem Dezember-Tiefstwert (8,1%) bleibt.

Ein bitteres Saisonminus muss dagegen Schwesternsender VOX hinnehmen, das im Mai nur noch bei 4,6 Prozent steht. Gegenüber dem April verlieren die Kölner folglich 0,4 Prozentpunkte. Hier dürfte sich unter anderem bemerkbar machen, dass «Sing meinen Song» derzeit weit weniger gut läuft als im Vorjahr. Wenig Bewegung gibt es bei ProSieben und Sat.1 zu verzeichnen: Während der Bällchensender um 0,2 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent beim Gesamtpublikum zulegt, rutscht ProSieben minimal auf 4,5 Prozent ab. RTL II, das im Monat Mai unter anderem mit seinen Sozial-Dokus zu punkten wusste, verbessert sich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent. Damit liegt der Sender aber erneut auf dem neunten Platz hinter ZDFneo, das es insgesamt auf 3,2 Prozent bringt. Der größte Gewinner des Mais ist aber kabel eins, das beim Gesamtpublikum auf starke 3,8 Prozent zulegt – und somit einen Saisonrekord aufstellt.

14- bis 49-Jährige (Mai 2018)


14- BIS 49-JÄHRIGE (MAI)
6,6
6,2
6,3
6,3
11,2
11,0
5,5
5,2
6,5
7,2
8,2
8,6
9,4
9,6
5,3
5,1
Marktanteile in %  |  Mai 2018 ggü. April 2018

Leicht aufatmen darf RTL, das die Marktführung angesichts von 11,2 Prozent beim jungen Publikum verteidigen kann. Damit weiß sich der Kölner Sender gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte zu steigern, gegen Fußball, «ESC» und ohne starke Zugpferde wie «DSDS» (das Finale lief am ersten Mai-Samstag) hätte es hier deutlich schlimmer kommen können. Ein gegenteiliges Bild zeigt sich bei ProSieben, das gegenüber dem April um 0,2 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent verliert. Zuwächse stehen für RTL II zu Buche, das wie RTL um drei Zehntel auf 5,5 Prozent wächst. Und kabel eins? Das legt ähnlich wie beim Gesamtpublikum um 0,2 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent zu. Wenngleich der Sender damit weiter das Schlusslicht der großen Acht markiert, holt er so dennoch einen Saisonrekord.

Nicht so glücklich dürften dagegen Sat.1 und VOX sein, die beide kräftig verlieren. Während der Bällchensender angesichts von 8,2 Prozent noch mit einem blauen Auge davon kommt (-0,4 Prozentpunkte), fällt der Privatsender aus Köln auf den schwächsten Monatsmarktanteil seit rund zwei Jahren zurück: Wenig zufriedenstellende 6,5 Prozent stehen am Ende des Mais zu Buche. Bei den öffentlich-rechtlichen Sender verfestigt sich unterdessen das Bild, nach dem Das Erste beim jungen Publikum beliebter als das ZDF ist. Nach einer kleinen Quotendelle im April steigert sich die blaue Eins nun wieder auf 6,6 Prozent und liegt damit vor den Mainzern, die konstant bei 6,3 Prozent bleiben. In den WM-Monaten Juni und Juli werden sich beide Sender besonders in der jungen Altersgruppe über kräftige Quotenschübe freuen dürfen.

Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,5
11,3
13,5
12,7
8,8
9,7
3,0
3,3
4,9
5,3
6,3
7,1
4,4
4,9
3,5
3,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2017 – Mai 2018 ggü. Sep. 2016 – Mai 2017

Das ZDF hat seinen Siegeszug in der TV-Saison 2017/ 18 problemlos fortgesetzt. Mit grandiosen 13,5 Prozent verbesserten sich die Mainzer nochmal um starke 0,8 Prozentpunkte gegenüber der ohnehin starken Vorsaison. Diesen bärenstarken Wert auch in der TV-Saison 2018/ 19 ohne die Champions League im Programm zu halten, dürfte schwer werden. Hinter dem ZDF landet Das Erste, das sich nach neun Monaten mit 11,5 Prozent zufriedengeben muss. Immerhin: Gegenüber der Vorsaison bedeutet das ein leichtes Plus von 0,2 Prozentpunkten - womit wir die Reihe der großen Gewinner vollständig behandelt hätten.

Stärkster Privatsender bleibt RTL, das mit 8,8 Prozent allerdings endgültig im Keller der Einstelligkeit angekommen ist. Auch Sat.1 kann seinen Titel des zweitgrößten Privatsenders beim Gesamtpublikum verteidigen, fällt gegenüber dem Vorjahr aber ebenfalls deutlich auf schwache 6,3 Prozent. Kaum eine Rolle spielt die Riege der übrigen Privatsender, die von VOX mit 4,9 Prozent (-0,4 Prozentpunkte) angeführt wird. Dahinter reihen sich noch ProSieben mit 4,4 Prozent (-0,5 Prozentpunkte), kabel eins mit 3,5 Prozent (-0,1 Prozentpunkte) und RTL II mit exakt drei Prozent (-0,3 Prozentpunkte) ein.

Zusammengenommen erreichten die acht (vermeintlich) großen Sender in der abgelaufenen Saison noch einen Marktanteil von 55,9 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es 57,9 Prozent gewesen, in der Saison davor sogar noch 59,5 Prozent. Der Trend, nach dem die Vormachtstellung der großen TV-Stationen zurückgeht, hält folglich an.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,7
6,5
6,3
5,9
11,9
12,8
5,4
5,5
7,1
7,4
8,3
8,7
9,4
10,0
4,8
4,9
Marktanteile in %  |  Sep. 2017 – Mai 2018 ggü. Sep. 2016 – Mai 2017

Bei den 14- bis 49-Jährigen bleibt RTL wenig überraschend Marktführer, muss im Vergleich zur Vorsaison aber fast einen Prozentpunkt abgeben und landet bei nur noch 11,9 Prozent. Damit sind die Kölner zugleich auch der letzte Privatsender mit einem zweistelligen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. ProSieben, das sich in der Vorsaison noch knapp bei zehn Prozent halten konnte, verliert dagegen ebenfalls und verfehlt mit 9,4 Prozent die Zweistelligkeit denkbar deutlich. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Sat.1, das mit der Zweistelligkeit ohnehin schon seit längerem nichts mehr zu tun hat. Nach neun und 8,7 Prozent in den beiden Vorseasons landet der Bällchensender 2017/18 bei nur noch 8,3 Prozent der Jüngeren. Mit einem blauen Auge kommt VOX davon, dass gegenüber der Vorsaison zwar um drei Zehntel abgibt, mit 7,1 Prozent aber weiterhin erfolgreich bleibt - vor nicht allzu langer Zeit hatte der Sender schließlich durchgängig unter der Marke von sieben Prozent gelegen.

Gleiches gilt für RTL II, das mit 5,4 Prozent zwar ebenfalls leicht verliert, gegenüber der Vorsaison (5,5%) aber im Rahmen bleibt. kabel eins, das die Saison mit 4,8 Prozent schließt und damit auch 0,1 Prozentpunkte abgeben muss, hält sich auf annehmbaren Niveau. Freuen dürfen sich dagegen Das Erste und das ZDF, die beide leicht zulegen können. Das ist besonders im Falle des Mainzer Senders erfolgreich, der es in der Vorgängersaison nicht über sechs Prozent geschafft hatte. Nun legt man um starke 0,4 Prozentpunkte zu und landet bei 6,3 Prozent. Zugleich wächst auch das Erste leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent – und bleibt dem ZDF damit weiterhin überlegen.

Addiert man die Marktanteile der großen Acht, ergibt sich auch bei den 14- bis 49-Jährigen nicht wirklich ein beruhigendes Bild. Hier fällt der zusammengerechnete Wert mit 59,8 Prozent erstmalig knapp unter die symbolisch wichtige Hürde von 60 Prozent. Dabei vollzieht sich der Quotenrückgang in der sogenannten Zielgruppe ähnlich schnell wie beim Gesamtpublikum. Noch im Vorjahreszeitraum hatte der zusammengenommene Marktanteil deutlich bessere 61,7 Prozent betragen, in der Saison davor waren es noch mehr als 63 Prozent gewesen. Und ein Anzeichen dafür, dass sich der Abwärtstrend in naher Zukunft abschwächen könnte, gibt es derzeit nicht.
01.06.2018 09:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/101349
David Grzeschik

super
schade

65 %
35 %

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Tags

DSDS ESC GNTM Sing meinen Song Tatort Wer wird Millionär?

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
eddie.hebp
01.06.2018 13:23 Uhr 1
Und genau das ist der Nachteil wenn man, wie die Privaten, immer neue Sender auf dem TV-Markt etablieren will.

Natürlich bleiben dann für die Hauptsender immer weniger Marktanteile übrig.
HalbTV
01.06.2018 17:42 Uhr 2
Zuviel Sender für zu wenig Programm. ist sicherlich ein Faktor. Was früher kompakt auf zwei oder drei Sendern gesendet wurde muss heute auf 6 bis 8 Sender gestreckt werden. Es ist aber auch ein wirtschaftliches Problem. Als im Zug der Finanzkrise 2008/09 die Programmkosten kräftig eingedampft wurden, wurden die Programmausgaben ab der Erholung nicht wieder angepasst. Seit 2010 sinken die Marktanteile der Privatsender. Zufall oder doch eine Korrelation?



Was hier im Artikel nicht angesprochen wurde ist der Rückgang der Sehdauer. Die Privatsender haben seit ca. 2012 über 30 Minuten bei den ganzen jungen Zielgruppe bis 29 Jahren verloren. Die Zeit haben sie an Netflix, Prime oder YouTube verloren. Sicherlich auch bei vielen eine Reaktion auf das viele Billigprogramm.



ich sehe auch ein Problem in der HD Verbreitung. Die Privaten wollen Geld sehen. Nur krebst HD+ und seine Ableger im Kabel und Terrestrisch immer noch an der Grenze der Bedeutungslosigkeit entlang oder hat viele Zuschauer verloren. Bei der Umstellung auf DVB-T2 HD haben nur ca. 50-60 Prozent eine Karte gekauft. Wer sich einen großen Bildschirm gekauft hat und nicht bereit ist für Werbefernsehen zu bezahlen, wird sich eher vom SD-Kompressionsmatsch, immer mehr Sender pro Frequenz rein quetschen, weg bewegen.



Da aber die Gewinne immer noch stimmen wird sich wohl so schnell nichts ändern. Und sollten die Gewinne unter Druck kommen wird sicherlich wieder das Standardrezept ausgepackt in Form der Kostensenkung.
eddie.hebp
01.06.2018 21:01 Uhr 3
Wofür bitte für HD zahlen. Die ganzen Privaten in HD braucht doch keine Sau, läuft genauso der selbe Mist wie jetzt nur hochauflösend. Wer will das???
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