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«Rampage - Big meets Bigger»: Nette Zerstörung, austauschbares Drumherum

Eine neue Videospieladaption stürmt auf die Leinwand. Der Monster-haut-Großstadt-klein-Kinospaß zündet jedoch nur in spärlichen Dosen.

Filmfacts: «Rampage - Big meets Bigger»

  • Regie: Brad Peyton
  • Produktion: Brad Peyton, Beau Flynn, John Rickard, Hiram Garcia
  • Drehbuch: Ryan Engle, Carlton Cuse, Ryan J. Condal, Adam Sztykiel
  • Story: Ryan Engle
  • Darsteller: Dwayne Johnson, Naomie Harris, Malin Akerman, Jake Lacy, Jeffrey Dean Morgan
  • Musik: Andrew Lockington
  • Kamera: Jaron Presant
  • Schnitt: Jim May, Bob Ducsay
  • Laufzeit: 107 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Regisseur Brad Peyton und Superstar Dwayne Johnson scheinen ein gutes Arbeitsverhältnis miteinander zu haben. Nach dem kunterbunten 3D-Familienabenteuerfilm «Die Reise zur geheimnisvollen Insel» aus dem Jahr 2012 folgte für die Beiden im Jahr 2015 der Erdbeben-Katastrophenfilm «San Andreas». Und nun, drei Jahre später, bringen Peyton und Johnson ein weiteres Mal gemeinsam einen Film ins Kino. Dieser kombiniert die Zerstörungswut von «San Andreas» mit den tierischen und gewollt-albernen Elementen aus «Die Reise zur geheimnisvollen Insel» zu einer chaotischen Videospielverfilmung, bei der oft im Unklaren bleibt, wie ironisch das Ganze denn gemeint ist.

Inspiriert von der «Rampage»-Videospielreihe, in der die Spieler in der Rolle überdimensionierter Monster, etwa als Riesenaffe oder Wolfsmensch, Gebäude zerstören, erzählt diese 120-Millionen-Dollar-Produktion von einer fragwürdigen Firma namens Energyne. Das von den Wyden-Geschwistern geleitete Unternehmen experimentiert mit Genomeditierung, versucht also, durch Pathogene die DNA lebender Organismen auf massive Weise zu verändern. Als drei Pathogenbehälter durch einen Unfall über den USA verloren gehen, mutieren ein Albinogorilla, ein Krokodil und ein Wolf zu aggressiven Riesentieren.

Während das Krokodil und der Wolf auf Beutezug gehen, hadert der Gorilla George zwischen seinem verwirrten, neuen Ich und seinem wahren, liebevollen Gemüt. Denn George wurde vom warmherzigen Primatologen Davis Okoye großgezogen. Und der setzt nun alle Hebel in Bewegung, um zu Verhindern, dass George vom US-Militär niedergeschossen wird …

Ähnlich wie «San Andreas», der teils einfach nur absurd-unterhaltsame Zerstörungsaction zeigt und den Alibiplot lustig-überspitzt durchzieht, und andere Male sein Stoff dann eben doch stringent abarbeitet, fällt «Rampage - Big meets Bigger» zwischen zwei Stühle. Peyton nimmt das Material in seiner Inszenierung zwar nie bierernst, trotzdem gibt es wiederholt Passagen, in denen die absurde Prämisse nicht augenzwinkernd, nicht wissentlich-bescheuert, sondern verhältnismäßig trocken abgearbeitet wird.

Darunter leidet vor allem der erste Akt, der sich nicht nur in seiner "Oh nein, Riesentiere sind unterwegs, was können wir dagegen unternehmen?"-Katastrophendramatik unausgereift wirkt, sondern auch inhaltlich so scheint, als würde es aus einem anderen Drehbuchentwurf stammen als der Rest des Films. Es werden Nebenfiguren eingeführt, die daraufhin völlig unter den Teppich gekehrt werden. Ein erzählerischer Nebenstrang versucht, «Rampage - Big meets Bigger» einen dezenten Monsterhorrorflair zu verleihen – was jedoch dadurch verpufft, dass das Gros des Films an munterer Zerstörungslust interessiert ist.

Und dadurch, dass es im zweiten Akt zu sehr spröde geskripteten Missverständnissen zwischen Johnsons Figur des Davis Okoye und der von Naomie Harris verkörperten, ihn unterstützenden Wissenschaftlerin Dr. Kate Caldwell kommt, die jedoch keine nennenswerte dramaturgische Schwere haben, holpert auch die Mitte dieses Actionfilms, selbst wenn hier die Schlagzahl der schnippischen Sprüche steigt. So richtig findet sich «Rampage - Big meets Bigger» erst, wenn Chicago erreicht wird.

Peyton orchestriert die sich dort ereignende Zerstörungsorgie als kuriosen Kinospaß, die Digitalteffekte sind (von wenigen Einstellungen abgesehen) überzeugend und die Gewaltspitzen werden, anders als im Filmauftakt, mit einer freudigen Unsinnigkeit zelebriert. Kurzum: Der Film wird seinem Titel und seiner Vorlage gerecht, bietet also endlich, was er verspricht, und kann sich im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen wie dem überaus künstlichen, mit nervigen Figuren vollgestopften «Kong: Skull Island» mühelos blicken lassen.

Dass die Schurken in Form der Wyden-Geschwister (gespielt von Malin Åkerman und Jake Lacy) zwar so comichaft überzogen sind, dass sie nicht ernst zu nehmen sind, jedoch auch nicht so überzogen auftreten, dass sie besonders lustig wären, bremst den Unsinnsspaß allerdings aus. Und auch Dwayne Johnson ist in «Rampage - Big meets Bigger» nicht in Höchstform. Er bringt die Gags nicht mit der Süffisanz aus etwa «Jumanji – Willkommen im Dschungel» rüber, nur ein paar seiner Sprüche zünden, zumeist verlässt er sich fast wie im Autopilot auf seinen Charme. Da punktet Naomie Harris schon mehr, da ihr der schwierige Balanceakt gelingt, die abstruse Story zu erden und dennoch nicht den Spaßfaktor auszubremsen – und das, obwohl ihre Figur im Finale plötzlich mehrmals, dank eines inkonsequenten Skriots, dusseliger handelt als den ganzen restlichen Film über.

Dafür hat Jeffrey Dean Morgan in der Rolle eines Regierungsagenten, der dauernd sein eigenes Ding dreht, ansteckende Spielfreude. Unklar bleibt derweil, ob sich die Filmschaffenden eines Running Gags in Bezug auf Morgans Figur bewusst sind: Immer wieder geht er als Letzter los, um in seiner nächsten Szene als Erster an einem neuen Schauplatz anzukommen. Ob Logikbruch oder ironischer Einfall eines Hirn-aus-Kinofilms – das bleibt angesichts der spröden Umsetzung dieser Momente wohl einfach Interpretationssache.

Kurzum: Solange Dinge zu Bruch gehen, ist «Rampage - Big meets Bigger» zügige Null-Anspruch-Unsinnsaction mit soliden Gags und vorzeigbaren Effekten. Das ganze Drumherum ist dagegen routinierte Big-Budget-Stangenware, die hier ein bisschen zwickt, und da ein bisschen zu locker ist. Wer dringend einen Fix an filmischer Großstadtverwüstung braucht, wird also launig-solide bedient, doch sonst hat «Rampage - Big meets Bigger» wenig zu bieten. Da lieber an der Konsole selber eine Runde Hochhäuser verkloppen.

«Rampage - Big meets Bigger» ist ab dem 10. Mai in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 3D und 2D.
08.05.2018 18:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/100799
Sidney Schering

super
schade


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Big meets Bigger Die Reise zur geheimnisvollen Insel Jumanji Jumanji – Willkommen im Dschungel Kong Kong: Skull Island Rampage Rampage - Big meets Bigger San Andreas Skull Island Willkommen im Dschungel

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Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
Kingsdale
09.05.2018 09:17 Uhr 3
Weiss ich nicht, aber viele denken bei solchen Filmen immer, das einfach alles funktionieren muss. Das geht nicht! Solche Filme sollen Spaß bringen und machen, nicht mehr, nicht weniger. Heutzutage ist es auch so, das kein Film mehr wirklich Perfekt ist, Ecken und Kanten gibt es überall. Das liegt an den schnellen Produktionen. Daher sollte man über kleinere Schönheitsfehler hinwegsehen.
Quotermain
09.05.2018 09:44 Uhr 4




Kommen Sie umsonst ins Kino?



Was ist wenn Sie ein Auto kaufen?

Upps, sagt der Verkäufer. Die werden alle am Fließband produziert, da kann es mal sein das die Türdichtung pfeift und das Ding 2 Liter mehr pro 100km verbraucht als angegeben.

Aber was wollen Sie denn erwarten?

Das ist ein Cabrio, das soll Spaß machen, jetzt schalten Sie halt ihr Hirn aus und haben Sie einfach Spaß.

Basta.
Stargamer
09.05.2018 14:18 Uhr 5
Welcher Schönheitsfehler? Schönheitsfehler sind kleine Logiklöcher wenn man genau drüber nachdenkt, die aber die grundlegende Prämisse des Films nicht stören



Aber erst pseudoernsthaft sein und dann zu einem Film werden der aufzeigt das er das ganze nicht ernst nimmt ist kein Schönheitsfehler sondern da hat einer nicht gewusst was er machen will bzw. soll.



Das Problem ist das der Film eben anfangs nicht deutlich spaßig sondern ernsthafter an das Thema geht. Anders ausgedrückt: Erst auf Deep Impact machen und dann zu Armageddon werden ist das Problem des Films, nicht das er Armageddon ist am Ende.
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